Das Drama dürfte wohl der Film sein, der am wenigsten Interesse des deutschen Publikums von den in diesem Jahr für den Oscar nominierten, hervorruft.
Zum einen mag es daran liegen, dass Winter’s Bone so gar nichts vom Mainstream hat. Es gibt keine Aktion, es gibt keine Gags und selbst der Score glänzt die meiste Zeit durch Abwesenheit. Zum anderen ist dies ein Film, der eine amerikanische Bevölkerungsgruppe beleuchtet, die den meisten Europäern nahezu unbekannt ist, da dies ein Personenkreis, den die USA nicht gerade in den Vordergrund stellen.
Durch die Wirtschaftskrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit, hat sich in der Mitte der USA eine Unterschicht gebildet, die nahezu komplett verarmt den amerikanischen Albtraum lebt. Von Teilen der amerikanischen Bevölkerung, als White Trash bezeichnet, kämpfen diese Menschen in einem rauhen Umfeld ums Überleben.
Vor dieser Kulisse hat die, mir bis dato unbekannte Regisseurin Debra Granik, ein packendes Drama geschaffen, dass zwar mit einem gewissen Maß an Suspense aufwartet, diese aber eher als begleitendes Element für die Charakterisierung ihrer Hauptfigur, der 17- jährigen Ree benutzt. Dargestellt wird der Teenager, der eine unglaubliche Last zu tragen hat, von Jennifer Lawrence. Für ihre hervorragende Darstellung erhielt sie zu Recht eine Oscar-Nominierung. Neben ihr weiß auch das komplette weitere Ensemble zu gefallen.
Die eigentlich Story ist kurz erzählt. Ree lebt mit ihren beiden minderjährigen Geschwistern und der apathischen Mutter von der Hand in den Mund. Ihr Vater wurde auf Kaution in einem Prozess freigelassen und ist nun verschwunden. Die Kaution weurde mit dem Haus der Familie abgesichert und droht nun an den Staat zu gehen, wenn der Kautionsflüchtige nicht wieder auftaucht. Das Haus ist jedoch das einzige, was der Familie geblieben ist und der Verlust würde zu einer neuerlichen Katastrophe führen.
Aus diesem Grunde macht sich Ree auf, ihren Vater zu suchen.
Winter’s Bone ist ein deprimierendes Gemälde einer amerikanischen Unterschicht, von der anscheinend niemand etwas wissen möchte. Es ist keine leicht verdauliche Kost, lohnt sich aber für jeden, der sich auf dieses Thema und die großartigen Darsteller einläßt. Denjenigen, ddie ihr Gefallen an Wolfsmilch gefunden haben, sei dieser Film ans Herz gelegt.