HANNA (aka Wer ist Hanna?)

Es bestätigen sich wieder einige alte Weisheiten. Traue keinem Trailer, Vorkritiken sind wertlos, jeder hat einen anderen Geschmack.

Von der Kritik hochgejubelt und auch von zahlreichen Usern für gut befunden habe ich mir gestern diesen „Action Thriller“ angesehen. Die Story ist schnell erzählt. Ein junges Mädchen wird als Profikiller oder Kampfmaschine ausgebildet um eine alte Rechnung mit Mitgliedern des US-Geheimdienstes zu begleichen.

In den ersten 10 Minuten fängt die Story denn auch ganz erfolgsversprechend an. In der Eiswüste nahe des Polarkreis lebt ein junges Mädchen mit Ihrem Vater in einer kargen Hütte und wird in allerlei Fähigkeiten ausgebildet. Neben einer Allgemeinbildung stehen besonders die kämpferischen Fähigkeiten im Focus. So weit, so gut. Wenn dann allerdings der böse Gegener die Bühne betritt, gleitet Regisseur Joe Wright, der dann wohl in Schreckstarre gefallen ist, völlig aus der Hand. Ab diesem Zeitpunkt, werden nicht nur Zeitkontinuum und Logik über Bord geworfen, nein, nun wird auch gleichzeitig ein bunter Reigen folkloristischer Einlagen und eine unglaubwürdige Coming Of Age Story eröffnet.
Ich bin ein großer Verehrer von Cate Blanchett und war auch von Saoirse Ronan in The Lovely Bones angetan, doch beide Hauptdarsteller leiden unter dem jämmerlichen Plott, dass Ihre Auftritte eher Mitleid als Bewunderung hervorrufen.
Dazu greift der ambitionierte Regisseur zu einigen Stilmitteln, die bereits nach dem ersten Einsatz nerven. Über die reinen Action-Sequenzen, die zumeist mit viel Laufen verbunden sind, kippt Wright einen Score der Chemicals Brothers, der einen auf ein schnelles Ende der Sequenz hoffen lässt. Einzig eine solcher Szenen bleibt von diesem Big Beast Brei verschont und lässt einem einen wohligen Schauer über den Rücken gleiten. Des Weiteren liebt der Regisseur psychodelische Schnittsequenzen, die den Zuschauer bis an die Grenze des Erträglichen treiben.
Spätestens zur Mitte des Films, hielt mich nur die Hoffnung auf ein baldiges Ende davon ab, mit meinen Prinzipien zu brechen und den Film nicht zu Ende zu schauen.
Als ich heute las, dass Danny Boyle hätte eigentlich Regie führen sollen, das Projekt aber hingeworfen hat, war für mich keine Überraschung mehr.